Die “Zukunfts-Hilde des Monats”

Hildesheim, 01. Juni 2021

Klimaschutzgruppe Algermissen: Selbst handeln statt Schockstarre

Auszeichnung mit der Zukunfts-Hilde des „Netzwerks öko, fair & mehr“

Die Klimaschutzgruppe Algermissen freut sich gemeinsam mit dem Netzwerk über die Auszeichnung der “Zukunfts-Hilde” im Juni. Foto: Wiebke Barth

Algermissen. „Dann machen wir`s eben“ – so haben zwei Mitglieder der Klimaschutzgruppe Algermissen den Bericht über ihre spontane private Müllsammelaktion überschrieben. Der Satz könnte auch als Motto für die gesamte Gruppe gelten: Selbst etwas für Klima- und Umweltschutz tun, anstatt auf andere zu zeigen oder auf einen offiziellen Aufruf zu warten.

Für dieses Engagement erhielt die Klimaschutzgruppe Algermissen jetzt vom „Netzwerk öko, fair & mehr“ die Zukunfts-Hilde des Monats Juni. Mit dieser Auszeichnung rückt das Netzwerk ein Jahr lang Projekte oder eine Initiativen in den Blick der Öffentlichkeit, die einen bemerkenswerten Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in der Region Hildesheim leisten.

Die Klimaschutzgruppe Algermissen ist ein lockerer Zusammenschluss von Bürger*innen, die vor Ort sichtbare Erfolge gegen die Klimakrise erzielen wollen – und das haben sie in den rund zwei Jahren ihres Bestehens auch schon geschafft. „Davon bin ich begeistert“, sagte Linus Klante von „Fridays for Future“. Er überreichte  bei der Verleihung der Auszeichnung die Urkunde und betonte dabei die Power und den Ideenreichtum der Gruppe. „Es ist stark, was hier passiert“, ergänzte Michaela Grön. Sie koordiniert das Netzwerk im Rahmen ihres Nachhaltigkeitsprojektes beim Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt.

Sonja Hahn, Initiatorin der Klimaschutzgruppe, hatte viel über den Klimawandel gehört, gelesen und gesehen; auch schon während ihres Architekturstudiums. Doch in ihrer direkten Umgebung schien sich gar nichts zu ändern, um der drohenden Klimakatastrophe entgegenzuwirken.

„Entweder man wartet in Schockstarre, oder man tut mal was“, sagte sie sich. Und rief andere zum Mitmachen auf. Zum ersten Treffen im September 2019 kamen vier Interessierte, zwei Monate später waren es schon rund 30 – über die Kirchengemeinde, die Schulen und Vereine hatte sich die Idee herumgesprochen. Wer immer sich anschließt, kann sich selbst Aktionen überlegen; kann Themen eigener Wahl angehen. Die Gruppe unterstützt, aktiviert ihr Netzwerk. Es wird nichts von „oben“ vorgegeben: „Darum sind alle so begeistert dabei“, meint Sonja Hahn. Es gibt eine Organisationsgruppe von zehn Personen, der interessierte Kreis umfasst rund einhundert.

Die Klimaschutzgruppe Algermissen hat schon viele Projekte angestoßen. Während der Fastenzeit 2020 und 2021 rief sie zum Plastikfasten auf; Teilnehmende fotografierten unter anderem ihre Gelben Säcke, um die Erfolge zu dokumentieren. Solange Gruppenveranstaltungen noch möglich waren, fanden Info-Abende im Mehrgenerationenhaus SOfa statt über erneuerbare Energien zum Beispiel oder Photovoltaik-Anlagen.

Der Sportverein Eintracht Algermissen wurde mit ins Boot geholt, um ein Crowdfunding zu starten für die Anschaffung des ersten Hilde Lastenrades. Standorte für solche Lastenräder zum Ausleihen sind schon gefunden. Auch beim Stadtradeln ist die Klimaschutzgruppe natürlich ganz vorn mit dabei.

In Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde 12-Apostel Sarstedt-Land sollen kirchliche Rasenflächen in ökologische Räume verwandelt werden, die Insekten Nahrung bieten. Ein Konzept dafür wurde zusammen mit einem Experten für Wildbienen erarbeitet, Fördergelder für die Schaffung und Vernetzung ökologischer Räume sind beim Landkreis beantragt. Nun werden die Pläne noch im Kirchenvorstand diskutiert.

„Man muss darauf hinwirken, den Mehrwert gegenüber einem akkuraten Rasen zu erkennen“, weiß Sonja Hahn. Auch die Einwohner*innen Algermissens sind aufgerufen im eigenen Garten Ecken zu schaffen, wo Insekten Unterschlupf und Nahrung finden. Wer den Garten in diesem Sinne umgestaltet, kann seine Ideen zur Nachahmung auf der Website der Klimaschutzgruppe teilen.

Neben solchen Projekten ist es ein wichtiges Anliegen der Klimaschutzgruppe, auf die Politik einzuwirken, um den Klimaschutz langfristig voranzubringen. Die Gruppe brachte daher im Rat drei Ziele als Anregung ein: Die Gemeinde möge sich zur klimafreundlichen Kommune erklären, außerdem einen Zeitpunkt festlegen, bis wann die Gemeinde klimaneutral wäre und einen Beirat für Klimaschutz und Nachhaltigkeit bilden.

„Wir haben im Rat viel positive Resonanz erhalten“, freut sich Sonja Hahn. Der Beirat sei schon beschlossen worden und befinde sich im Entstehen. „Das sollte viele Nachahmer finden“, sagte Linus Klante zu diesem Erfolg.

„Für die anderen Ziele fehlt noch ein Fahrplan“, meint Gruppenmitglied Ralf Gaus, „der Beirat soll dabei helfen, einen solchen Fahrplan aufzustellen.“ –  Auch bei diesen Themen soll es bald heißen: Dann machen wir`s eben in Algermissen.