Die “Zukunfts-Hilde des Monats”

Hildesheim, 01. April 2023

Tummelplatz Natur statt Klassenzimmer

Das Schulbiologiezentrum in Ochtersum erhält als wichtiger Partner der Umweltbildung die Zukunfts-Hilde für April 2023 des Netzwerks öko, fair & mehr

Das Schulbiologiezentrum erhält die Urkunde für die Zukunfts-Hilde in einer Zeit positiver Veränderungen. Von links: Katalin Kuse (Green Office der Stiftung Universität Hildesheim), Martin Komander (Klimaschutzagentur), Meike Schlüter und Nina Lipecki (Schulbiologiezentrum) und Karoline Wolfram (Projekt „Lernen eine Welt zu sein“ im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt)
Foto: Wiebke Barth

Hildesheim.  Wer die Natur kennen und lieben lernen will, sollte nicht nur im Klassenzimmer sitzen, sondern heimische Pflanzen und Tiere ganz unmittelbar erleben und beobachten. Nur Kinder, die eine Verbindung zur Natur entwickeln, werden sie auch schützen wollen. Von diesem Gedanken überzeugt brachten einige engagierte Biologielehrer und –lehrerinnen in den 1980er Jahren das Hildesheimer Schulbiologiezentrum auf den Weg, das seit 1986 seinen Standort in Ochtersum am Fuß des Steinbergs hat. Seither hat sich das Zentrum zu einem aktiven und wichtigen Partner für die Umweltbildung in Stadt und Landkreis Hildesheim entwickelt – prädestiniert für die „Zukunfts-Hilde“, erklärte Martin Komander von der Klimaschutzagentur bei der Übergabe der Auszeichnung. Das Schulbiologiezentrum begeistere die Menschen und ziehe sie in ihren Bann, lobte Komander.

„Der Preis trifft bei uns genau ins Schwarze“, bedankte sich Nina Lipecki, Vorsitzende des Trägervereins Schulbiologiezentrum. Denn der Schulgarten erlebe gerade eine Zeit des Umbruchs und der positiven Veränderungen, ergänzte Meike Schlüter, die seit Februar in Kooperation mit der Klimaschutzagentur mit einer halben Stelle im Zentrum mitarbeitet. Der Klimaschutz soll bei Projekten künftig eine größere Rolle spielen: Das Thema wird in bestehende Angebote eingebaut und neue werden dazu geschaffen. „Gerade in Zeiten der Krisen und Hoffnungslosigkeit möchten wir damit unseren großen und kleinen Besuchern Handlungsoptionen an die Hand geben und sie in ihrer Selbstwirksamkeit stärken“, betonte Meike Schlüter.

Ebenfalls seit Februar ist das Zentrum Standort einer Ökologischen Station und gehört dem bundesweiten Bildungsnetzwerk KlimaBildung-56-plus in der Projektregion Nord an. Vom Klimahaus in Bremerhaven aus erhält das Schulbiologiezentrum zwölf Monate lang Unterstützung und Begleitung bei den anstehenden Veränderungen.

Außerdem rückt die Erfüllung eines langgehegten Wunsches in greifbare Nähe: Stadt und Landkreis Hildesheim haben jeweils 400.000 Euro für ein neues Schulungsgebäude bewilligt. Es soll einen Schulungsraum, ein Lager für das Lern- und Forschungsmaterial, Büro, Küche und Sanitärräume beherbergen. Zurzeit laufen Planungsgespräche; wann der Bau beginnen kann, ist allerdings noch unklar.

Das Schulbiologiezentrum steht Kindertagesstätten und Schulen für Unterrichtseinheiten im Freien mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten zur Verfügung. Vier Lehrkräfte aus der Region werden einmal wöchentlich für die Arbeit im Zentrum freigestellt. Zu den Highlights des Schulgartens gehört eine Aufzuchtstation für Gelbbauchunken: Etwa 500 bis 1000 der kleinen Amphibien werden dort im Jahr aufgezogen und später in Biotopen in Ochtersum und an den Giesener Teichen in die Natur entlassen. Das Projekt wird noch bis 2026 von der Europäischen Union gefördert.

Besonders gern beobachten kleine und große Besucher im Frühsommer die Bienen – die Termine seien bis 2024 ausgebucht, erzählt Nina Lipecki. Das Schulbiologiezentrum beherbergt zwei eigene Bienenvölker sowie weitere von heimischen Imkern. Der hier produzierte Honig wird an Aktionstagen verkauft, ebenso wie Apfelsaft, der aus eigenen Äpfeln direkt vor Ort gepresst wird.

Das Zentrum mit seiner Streuobstwiese, dem Gemüsegarten, einem Moor und dem naturnahen Spielplatz ist außerdem ein attraktiver Tummelplatz für Kindergeburtstage. Zu verschiedenen Naturthemen, aber auch ohne besonderes Programm finden junge Gäste hier genug zu sehen, zu tun und zu erleben. „Das ist alles sehr spielerisch aufgebaut. Wir sind den ganzen Tag unterwegs“, beschreibt Nina Lipecki, „und auf dem umzäunten Gelände geht niemand verloren.“ Gern wird aber auch der nahe Wald in die Ausflüge in die Natur mit einbezogen. Das alles managt der Trägerverein komplett mit ehrenamtlichen Kräften, bei der Betreuung und Pflege der Anlage unterstützt vom ebenfalls ehrenamtlichen Freundeskreis und einem hauptamtlichen Mitarbeiter.

Seit jetzt zwei Jahren belohnt das Netzwerk öko, fair & mehr mit der Zukunfts-Hilde solche Initiativen, Gruppen und Einrichtungen in der Region Hildesheim, die sich in besonderer Weise für Natur-, Umwelt- und Klimaschutz einsetzen. Die Auszeichnung bot die Möglichkeit, auch während der Corona-Jahre, als öffentliche Veranstaltungen kaum stattfanden, Schlaglichter auf die Aktivitäten engagierter Menschen in Stadt und Landkreis zu werfen, und sie ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu heben. Nun, da Gemeinschaftsaktionen und Treffen wieder häufiger stattfinden, wird die Zukunfts-Hilde keineswegs einschlafen, aber nicht mehr monatlich, sondern nur noch vierteljährlich verliehen. Die Auszeichnung des Schulbiologiezentrums fand im Rahmen eines Netzwerktreffens im LÜCHTENHOF, einem Bildungshaus des Bistums Hildesheim, statt.

Text: Wiebke Barth