Hildesheim, 01. November 2022
„Fairer Handel ist die beste Friedensarbeit“
Der Verein El Puente mit seinem Weltladen ist Pionier des fairen Handels: Dafür erhält er die Zukunfts-Hilde des Monats November des Netzwerks öko, fair & mehr
Hildesheim. Die Fairhandels-Gesellschaft El Puente ist ein lebendiges Beispiel dafür, dass aus der Begeisterung und dem Idealismus einer Handvoll Jugendlicher eine starke und erfolgreiche Bewegung, ein blühendes Unternehmen werden kann: Brückenbauer zwischen Konsumenten in Deutschland und Produzenten in aller Welt. Mit einer Reihe von Veranstaltungen hat der Verein El Puente dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. Zum Abschluss des Jubiläumsjahres gab es für die Pioniere des fairen Handels die Zukunfts-Hilde für den Monat November vom Netzwerk öko, fair & mehr.
Richard Bruns, Mitbegründer von El Puente, und Krisztina Okszimec, seit Oktober neue Leiterin des Weltladens, nahmen die Urkunden entgegen. Das Netzwerk öko, fair & mehr hebt mit diesen monatlichen Auszeichnungen die Leistung von Gruppen, Vereinen und Initiativen in der Hildesheimer Region hervor, die sich für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und globale Gerechtigkeit einsetzen. Denn dieser Einsatz müsse viel bekannter werden, um die Mehrheit der Gesellschaft mitzunehmen und zu überzeugen, erklärte Netzwerk-Mitglied Kurt Weidt bei der Übergabe.
Karoline Wolfram, neu im Team des Projektes Lernen eine Welt zu sein im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt und damit auch neue Koordinatorin des Netzwerks, hob in ihrer Laudatio die Kontinuierlichkeit der Arbeit von El Puente hervor: 50 Jahre lang wurden hier Menschen begeistert und mit ihren Fähigkeiten in die Vereinsarbeit einbezogen.
Der Weltladen sei in Hildesheim ein Ort der positiven Gefühle, meinte Wolfram: Wer hier eintrete, werde von Düften, Farben und Mustern begrüßt und von den Mitarbeitenden kenntnisreich über die Herkunft und Herstellung der Produkte informiert. El Puente zeige: „Mensch und Umwelt in den Mittelpunkt zu rücken, das ist nicht nur eine schöne Idee, sondern wirklich möglich“, so Karoline Wolfram.
Der 1972 gegründete Verein El Puente entstand aus einer ökumenischen Jugendbewegung heraus. Nach einem Jugendkongress organisierten die Teilnehmenden eine Seminarreihe und starteten eine Altkleidersammlung. Doch die jungen Menschen erkannten schnell, dass auf lange Sicht nicht Spenden, sondern fairer Austausch auf Augenhöhe echte Hilfe für die Hersteller in Lateinamerika – heute auch Asien und Afrika – bedeutete.
Die ersten fair produzierten Waren beschafften sie sich über einen Importeur aus Holland und verkauften sie zuerst über kirchliche Jugendverbände und in einem Jugendraum der Lamberti-Gemeinde. Dann mieteten sie für den Winter Eisdielen als Läden an und eröffneten schließlich 1974 das erste eigene Geschäft in der Osterstraße. Es war das erste Fair-Handels-Geschäft in Norddeutschland überhaupt. Und die Pioniere waren sehr erfolgreich – in allen Kirchengemeinden sei damals für El Puente geworben worden, erinnert sich Richard Bruns, in allen lokalen Zeitungen wurde berichtet: „Wir sind ohne jede Vorkenntnisse in den fairen Handel gerutscht.“
1977 wurde aus steuerlichen Gründen eine GmbH für den Welthandel mit Sitz in Nordstemmen gegründet. Die GmbH betreibt den Wirtschaftsbetrieb mit hauptamtlichen Kräften, während sich der Verein mit Ehrenamtlichen weiterhin um die Bildungsarbeit kümmert. Seit 2014 leitet der Verein auch wieder den Hildesheimer Laden, der inzwischen in die Scheelenstraße umgezogen ist.
Beim El-Puente-Welthandel geht es nicht darum, von oben herab Geld zu verteilen, sondern um ein gerechtes Geben und Nehmen. Die rund 120 Handelspartner und -partnerinnen in über 40 Ländern werden für ihre Produkte so bezahlt, dass sie für ihre Familien und deren Gesundheit sorgen, die Kinder zur Schule schicken können. Dank Vorauszahlungen für Material oder Saatgut müssen sie sich nicht durch teure Kredite abhängig machen und können darüber hinaus die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft bewältigen. Die importierten Waren – Kunsthandwerk, Mode und Lebensmittel – werden in über 1400 Weltläden in Deutschland und Europa verkauft.
Dadurch, so Richard Bruns, hätten auch die Jugendlichen eine Perspektive in ihren Heimatländern. Der Wohlstand in Deutschland, Europa und Nordamerika beruhe auf ungerechten Handelsstrukturen zulasten der Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika, sagt Bruns. El Puente habe mit seinem Engagement jedoch die Welt ein bisschen gerechter gemacht: „Fairer Handel ist die beste Friedensarbeit, die man sich vorstellen kann.“